5. September 2025 – Dank einer Partnerschaft zwischen dem EOC und der SSCB Swiss Stem Cells Biotech SA in Vacallo können die Nabelschnurblut-Stammzellen von Müttern im Tessin nun nicht nur für die private familiäre Nutzung, sondern auch für eine solidarische Spende im Kanton aufbewahrt werden.
Die erste Phase des Pilotprojekts zur Erprobung der Hybrid-Nabelschnurblutbank wurde erfolgreich abgeschlossen und wird nun auf weitere Spitäler ausgeweitet. Seit 2020 konnten Eltern an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsspitals Bern an diesem neuen Pilotprogramm teilnehmen.
Die Neuerung besteht darin, dass die Merkmale und Daten der bei der Schweizer Privatbank SSCB Swiss Stem Cells Biotech AG gelagerten Nabelschnurblut-Stammzellen sowohl in einem öffentlichen Spenderregister als auch in privater Form registriert werden können. Dieses Register ist weltweit einsehbar, und wenn ein Patient, der diese Zellen benötigt, kompatibel ist, kann die Familie entscheiden, ob sie der Spende zustimmt (mit Kostenerstattung) oder die Zellen für die eigene Familie behält.
Dieses Modell, das vom Bundesamt für Gesundheit genehmigt wurde, erfüllt die höchsten Anforderungen an Sicherheit und Qualität. Das Projekt entstand aus einer Partnerschaft zwischen dem Universitätsspital Bern, der Swiss Stem Cells Biotech SA in Vacallo und der Sektion Swiss Blood Stem Cells von Transfusion CRS Schweiz. Das Hybridmodell ist nun auch im Tessin verfügbar, wo die öffentliche Sammlung zuvor eingestellt worden war. Seit dem 1. Oktober 2024 ist der Dienst in allen EOC-Einrichtungen aktiv (Chefarzt Prof. Dr. med. Andrea Papadia). Eine erste Nabelschnurbluteinheit aus einer Tessiner Geburtsklinik wurde bereits in der weltweiten Spenderdatenbank registriert.
Nach der Geburt können die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen entnommen werden. Diese Zellen sind wertvoll für die Behandlung schwerer Bluterkrankungen und anderer Erkrankungen des Immunsystems. Sie können sowohl für das Kind und seine Angehörigen als auch für nicht verwandte Personen mit identischer Gewebetypisierung verwendet werden. Bisher konnten Eltern nur vor der Geburt entscheiden, ob das Nabelschnurblut des Neugeborenen in einer privaten Bank für den familiären Gebrauch oder in einer öffentlichen Bank für eine internationale Spende aufbewahrt werden sollte.
Hybride Konservierung als weltweite Innovation
Die im Pilotprojekt entwickelte hybride Konservierung bietet nun eine Kombination der Vorteile der beiden bisherigen Lösungen. Eltern können die Nabelschnurblut-Stammzellen für ihre Familie aufbewahren und gleichzeitig, wenn sie gemäß den von der SWISSCORD-Kommission festgelegten Kriterien als geeignet gelten, im öffentlichen Register der Blutstammzellspender eintragen lassen.
Wenn die Gewebemerkmale eines anonymen Patienten übereinstimmen, können die Eltern ihre endgültige Zustimmung geben, die Stammzellen für diesen Patienten zu spenden. Wenn die Eltern diese Zustimmung nicht geben möchten, werden die Zellen für die Familie aufbewahrt und die Daten aus dem öffentlichen Register entfernt.
Die endgültige Entscheidung, ob die Nutzung öffentlich oder privat erfolgen soll, wird in zwei Fällen getroffen: wenn das Schweizer Register der Blutstammzellspender von Transfusion CRS Schweiz eine Anfrage zugunsten eines kranken Patienten mit denselben Gewebemerkmalen stellt oder – seltener – wenn die Probe für die Therapie eines Familienmitglieds verwendet wird.
Sobald die Probe konserviert ist, und wenn sie mit einem anonymen Patienten kompatibel ist und die Eltern der Spende der aufbewahrten Nabelschnurblut-Stammzellen zustimmen, werden ihnen alle entstandenen Lagerungskosten erstattet, während sie gleichzeitig jegliches weitere Recht auf private Nutzung verlieren. Stimmen sie der Spende nicht zu, wird der Eintrag im öffentlichen Register gelöscht und die Stammzellen bleiben ausschließlich für das Kind und die Familie verfügbar.
Schlussfolgerungen der ersten Phase des Pilotprojekts
Das Angebot wurde im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen dem Universitätsspital Bern, Transfusion CRS Schweiz und SSCB Swiss Stem Cells Biotech AG entwickelt. Die Information, Beratung der Eltern und die Entnahme der Zellen bei der Geburt fanden im Universitätsspital, Inselspital Bern, unter der Aufsicht des Chefarztes Prof. Dr. med. Daniel Surbek statt.
Die Isolierung und Aufbewahrung der Zellen erfolgt bei der privaten Firma SSCB, der einzigen in der Schweiz mit dem erforderlichen FACT-NetCord-Zertifizierungsniveau als öffentliche Nabelschnurblutbank. Das Projekt umfasst auch die Sektion Swiss Blood Stem Cells des Schweizerischen Roten Kreuzes und die Swisscord-Kommission, die die Aktivitäten im Zusammenhang mit Nabelschnurblut auf nationaler Ebene überwacht. Die Genehmigung für die hybride Konservierung von Stammzellen wurde SSCB am 12. Juni 2020 vom Bundesamt für Gesundheit erteilt, und alle gesammelten Daten werden derzeit veröffentlicht.
In einer ersten Phase wurden die betrieblichen Aspekte der Sammlung und die Bereitstellung anonymisierter Daten für das internationale Register bewertet. Darüber hinaus wurde eine Motivationsstudie für Familien durchgeführt, die die Möglichkeit hatten, frei das gewünschte Modell (privat, öffentlich oder hybrid) zu wählen. Die Ergebnisse zeigten eine gute Akzeptanz des neuen Hybridmodells, das hauptsächlich aus altruistischen Gründen und wegen der Möglichkeit, im Bedarfsfall zu entscheiden, dem privaten Modell vorgezogen wurde, wodurch verhindert wird, dass diese wichtige Ressource verschwendet wird. Fast jedes zehnte Paar, das sich für dieses Modell entschied, würde die Wahl wiederholen.
Auch aus betrieblicher Sicht erwies sich das Modell als sehr interessant, da es eine größere Anzahl von Proben im Register ermöglicht. Bis heute akzeptieren öffentliche Banken, um die Kosten auszugleichen, nur Proben mit einem Blutvolumen über einem bestimmten Schwellenwert, in der Annahme, dass dies eine ausreichende Anzahl von Stammzellen gewährleistet. Im Hybridmodell hingegen werden alle Proben aufbewahrt und charakterisiert.
Partnerschaft mit dem EOC
Im Hinblick auf die Ausweitung der Zahl der Entnahmezentren können dank der Partnerschaft mit dem EOC die Nabelschnurblut-Stammzellen der Tessiner Mütter nun auch für solidarische Zwecke, zusätzlich zur familiären Nutzung, aufbewahrt werden.
In der Vergangenheit war der öffentliche Entnahmeservice bereits durch die Zusammenarbeit zwischen dem Transfusionsdienst CRS der italienischsprachigen Schweiz und dem EOC gewährleistet worden. Er wurde jedoch aufgrund der geringen Zahl registrierter Proben eingestellt, auch wegen der Entfernung zur öffentlichen Bank in Basel. Dank der Bank in Vacallo ist es nun wieder möglich, zur Spende beizutragen – wenn auch ausschließlich in der innovativen Form der Hybridbank.
Der Service ist seit dem 1. Oktober 2024 in allen EOC-Einrichtungen unter der Aufsicht von Chefarzt Prof. Dr. med. Andrea Papadia aktiv. Kürzlich wurde eine erste Nabelschnurbluteinheit aus einer Tessiner Geburtsklinik im weltweiten Spenderregister verfügbar gemacht.
Kontakte
Ente Ospedaliero Cantonale
EOC Kommunikationsdienst
Generaldirektion
+41 91 811 13 02
comunicazione@eoc.ch