Die Lungenfibrose ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung, die durch eine abnorme Verdickung des Lungengewebes gekennzeichnet ist und die Atmung stark beeinträchtigt. Derzeit verfügbare Therapien können den Verlauf nur verlangsamen, aber nicht die Ursache bekämpfen.
Ein neuer Ansatz mit extrazellulären Vesikeln (EVs) aus mesenchymalen Nabelschnur-Stammzellen (hUC-MSC-EVs), verabreicht per Vernebelung, eröffnet vielversprechende Perspektiven für gezieltere und wirksamere Behandlungen.
Ein innovativer und sicherer Ansatz
Eine Phase-I-Studie, veröffentlicht am 4. Juni 2025 von Meng Li und Kollegen, zeigte die Sicherheit und das therapeutische Potenzial von hUC-MSC-EVs bei Patienten mit Lungenfibrose.
Die Vernebelung bringt EVs direkt in die Lunge, verstärkt den lokalen Effekt und reduziert systemische Belastungen.
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Behandlungsprotokoll: zweimal täglich für 7 Tage zusätzlich zur Standardtherapie.
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Ergebnisse: signifikante Verbesserungen der Lungenfunktion (forcierte Vitalkapazität und maximale freiwillige Ventilation), der Lebensqualität (SGRQ- und LCQ-Scores) und der Sauerstoffsättigung.
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Sicherheit: keine schwerwiegenden Nebenwirkungen, keine Anzeichen für Leber-, Nieren- oder Entzündungstoxizität.
Was sind hUC-MSC-EVs?
EVs sind von Zellen natürlich freigesetzte Mikropartikel, die MikroRNA, Proteine und Metaboliten enthalten.
Die im Studium verwendeten EVs stammten aus Nabelschnur-Stammzellen, bekannt für ihre entzündungshemmenden und regenerativen Eigenschaften.
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Über 1.400 MikroRNA-Typen wurden identifiziert, die an Zellzyklusregulation, Immunantwort und Gewebereparatur beteiligt sind.
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Strukturproteine und Schlüsselmetaboliten deuten auf eine aktive Rolle bei der Modulation der fibrotischen Lungenumgebung hin.
Präklinische Ergebnisse
In Mausmodellen der bleomycininduzierten Lungenfibrose reduzierten vernebelte EVs:
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die Sterblichkeit (von 20 % auf 80 %),
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stellten das Lungenvolumen wieder her,
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verringerten Entzündungen,
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verbesserten die Sauerstoffversorgung.
Mikro-CT-Aufnahmen zeigten eine strukturelle Regeneration der Lunge mit Rückbildung fibrotischer Läsionen.
Immunologisch begünstigte die Behandlung eine Verschiebung der Makrophagen in Richtung antiinflammatorischer M2-Phänotyp und erhöhte die Expression antifibrotischer Gene (IL-10, HGF, MMP13), während profibrotische Marker (SPP1) abnahmen.
GMP-gesicherte Produktion
EVs wurden unter GMP-Bedingungen mit strengen Qualitätskontrollen hergestellt.
Ihre Integrität und biologische Aktivität blieben auch nach der Vernebelung erhalten, was Stabilität und Reproduzierbarkeit sicherstellt – essenziell für zukünftige klinische Anwendungen im großen Maßstab.
Klinische Bedeutung
Obwohl die Patientenzahl begrenzt war, sind die Ergebnisse ermutigend: in zwei Fällen von fortgeschrittener postinflammatorischer Fibrose zeigte die HRCT eine sichtbare Rückbildung fibrotischer Läsionen.
Dies deutet darauf hin, dass vernebelte hUC-MSC-EVs eine ergänzende Therapieoption darstellen könnten, insbesondere bei Fibrosen nach Entzündungsprozessen.
Fazit
Die Vernebelung extrazellulärer Vesikel aus Nabelschnur-Stammzellen könnte einen bedeutenden Fortschritt in der regenerativen Medizin und Behandlung chronischer Lungenerkrankungen darstellen.
Die Studie von Meng Li et al. bestätigt die Sicherheit und hebt die vielversprechende Wirksamkeit hervor – ein Schritt hin zu weiteren klinischen Studien und einem möglichen zukünftigen Therapieeinsatz.
Quelle
Meng Li et al. Clinical investigation on nebulized human umbilical cord MSC-derived extracellular vesicles for pulmonary fibrosis treatment.
Signal Transduction and Targeted Therapy, 2025 Jun 4;10:179. doi: 10.1038/s41392-025-02262-3